Postkartendetektiv, Postkarte Priemern (Sachsen-Anhalt) um 1905

Karte aus Priemern (Sachsen-Anhalt) um 1905, Verlag Güldenpfennig, mit deutlich sichtbar ausgeschnittener Briefmarke – Ist diese Karte sammelwürdig? Auflösung folgt im Beitrag.

Eine sicherlich oft gestellte Frage! Denn im Gegensatz zu vielen anderen Sammelgebieten (z. B. Briefmarken – Der Michel oder Ü- Ei-Figuren – Der Ü-Ei-Katolog) gibt es für Postkarten keine Kataloge, in denen man sich informieren kann. Und ich treffe auch heute schon die Vorhersage, dass dies so bleiben wird. Allein die Unmenge an existierenden Karten und der fehlende Gesamtüberblick würden dieses Vorhaben sehr schnell zum Scheitern bringen.

Zum besseren Verständnis für das heutige Thema, möchte ich mich auf topografischen Karten konzentrieren. Nehmen wir das Beispiel Berlin: Karten mit dem Brandenburger Tor gibt es aus allen Zeitabschnitten. Das heißt also auch, eine Karte vom Brandenburger Tor, egal aus welcher Epoche (vor oder nach 1945) ist für den Anfänger als preiswerter Einstieg sicherlich geeignet – Es ist aber auf keinen Fall eine Seltenheit. Bei solch einer Karte sollten Sie maximal leichte Eckbestoßungen, aber auf keinen Fall Knicke oder Flecke akzeptieren. Sehr gerne wird beim Verkauf durch Flohmarkthändler (nicht Postkartenhändler) auf das Alter der Karte verwiesen. An dieser Stelle dürfen sie aber Ansprüche haben. Preislich sind solch relativ gewöhnlichen Karten (von denen es viele verschiedene Karten mit gleichem Motiv gibt) zwischen 50 Cent und einem Euro anzusiedeln. Manch Traum vom großen Geld zerplatzt hier für den einen oder anderen Flohmarkthändler wie eine Seifenblase. Der Gedanke, dass eine über 100 Jahre alte Karte kaum etwas wert sein kann, ist natürlich nur schwer zu ertragen.

Hieraus ergibt sich, dass das Alter einer Karte nicht der ausschlagende Punkt ist. Beim Aufbau  einer Sammlung beispielsweise zum Thema „Berlin“ werden Sammler also recht schnell an Karten mit häufig vorkommendem Motiv kommen und die Ansprüche an das Motiv und die Erhaltung der Karte, werden stetig steigen. Es geht also in erster Linie nicht um das Alter einer Postkarte, sondern vielmehr um das abgebildete Motiv. Als Faustregel sollten Sie sich merken: Je mehr Details zu erkennen sind, um so besser. Eine Straßenansicht ist also normalerweise immer gesuchter, als eine Ortsansicht, denn hier können einzelne Häuser und Geschäfte, besser erkannt werden. Und der Liebhaber kann anhand einer Straßenansicht die Veränderungen zum heutigen Straßenbild deutlich erkennen.

Und zu guter Letzt, je kleiner der Ort, um so mehr darf beim Erhaltungszustand auch mal ein Auge zu gedrückt werden, denn im Gegensatz zum Branderburger Tor (mit vielen hundert Aufnahmen), lautet die Alternative bei kleinen Orten mit ganz wenigen erstellten Karten, entweder eine Postkarte mit Beschädigung oder gar keine Postkarte von dem Ort zu haben. Abschließend sei aber eins noch gesagt: als Erstes und Wichtigstes gilt natürlich, dass das Auge des Betrachters die Frage nach der Sammelwürdigkeit sofort und ohne Umschweife beantwortet. Denn das, was gefällt, ist automatisch auch sammelwürdig, unabhängig von Zustand, Wert und sonstigen Dingen. Es verleiht dem Sammler beim Betrachten einfach nur ein glückliches Gefühl.

Und nun zurück zu der Postkarte – Sammelwürdig oder nicht?

Da der Ort Priemern ein Ortsteil der Gemeinde Altmärkische Höhe im Landkreis Stendal ist und nur wenige hundert Einwohner hat, sind Karten aus diesem Ort natürlich sehr selten. Und damit muss die Frage nach sammelwürdig ja oder nein in diesem speziellen Fall, trotz der ausgeschnittenen Briefmarke, mit einem klaren JA beantwortet werden.

Euer Postkartendetektiv