Das Brandenburger Tor gehört ganz sicher zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der deutschen Hauptstadt. Viele Jahre lang markierte es die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin und damit auch die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Vertrages und der NATO. Aber auch vor dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Zeit des Kalten Krieges hat das Brandenburger Tor eine interessante Geschichte zu bieten, die zum Teil auch auf Post- und Ansichtskarten festgehalten wurde. Was schätzt ihr, wann es erbaut wurde?
Das Brandenburger Tor, das am Pariser Platz in der Dorotheenstadt im Bezirk Mitte steht und somit den Endpunkt der Straße „Unter den Linden“ und den Anfangspunkt der „Straße des 17. Juni“ markiert wurde am Ende des 18. Jahrhunderts gebaut. Im Zuge des Ausbaus der Berliner Stadtmauer und der dazu gehörenden Tore ließ Friedrich Wilhelm II. ab 1788 eines dieser Tore im Andenken an seinen kurz zuvor verstorbenen Onkel Friedrich II. völlig neu errichten.
Nach Plänen von Carl Gotthard Langhans wurde das 22 Meter hohe, 65,5 Meter breite und 11 Meter tiefe Tor im frühklassizistische Stil aus Elbsandstein erbaut. Als Vorbild diente dabei der Propyläen zur Akropolis in Athen.
Das Brandenburger Tor besteht aus sechs je 15 Meter hohen Säulen, deren Durchmesser am Fuße 1,75 Meter beträgt. Fünf Durchfahrten erlauben das Durchqueren des Tores. Die mittlere Durchfahrt ist etwas breiter und war den königlichen Kutschen vorbehalten. Die Durchfahrten rechts und links davon durften von den sonstigen Gespannen befahren werden. Die äußeren Durchfahrten dienten den Fußgängern. In den zwei Torhäusern waren die Wache und die Steuereinnehmer untergebracht. Im Jahre 1868, nach Abschaffung der Zollpflicht, wurden die Torhäuser zu offenen Säulenhallen umgebaut, die nun noch mehr der Gestaltung des Tores ähnelten. In den beiden Säulenhallen stehen große Skulpturen des römischen Kriegsgottes Mars und der Göttin Minerva mit Lanze. Das Brandenburger Tor hatte den Namen „Friedenstor“, wie eine Inschrift aus Bronzelettern am Tor verrät. Die Attika und die Innenseiten der Durchfahrten wurden mit wunderschönen Reliefs verziert, die unter anderem Taten des Herkules darstellen.
Das Brandenburger Tor wird gekrönt durch eine fast fünf Meter hohe in Kupfer getriebene Skulptur. Die 1793 von Johann Gottfried Schadow gefertigte Figurengruppe auf dem Brandenburger Tor stellte ursprünglich eine geflügelte Friedensbringerin dar, die einen von vier Pferden gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hinein lenkt und „Sieg und Frieden“ verkündet. Auf Wunsch der Berliner und des Königs musste Schadow nach der Fertigstellung einige Veränderungen vornehmen. So bekam die Friedensgöttin Eirene, die eigentlich nackt bleiben sollte, zuerst ein kurzes Kupferhemd angezogen, das später gegen ein bis auf den Boden reichendes Gewand ersetzt wurde.
Das Brandenburger Tor hat sich im Laufe der Geschichte verändert. Und diese Veränderung ist auch auf einzelnen Post- und Ansichtskarten zu erkennen. In der kleinen Galerie, die ich für euch zusammen gestellt habe, ist gut zu sehen, wann die Quadriga das Tor zierte und in welchem Zustand sich Tor und Figurengruppe zu bestimmten Zeiten befanden. Im Vergleich mit dem geschichtlichen Hintergrundwissen kann das Alter der einzelnen Karte relativ genau eingeschätzt werden, selbst wenn kein Stempel auf der Rückseite hilft.
Das Auf und Ab der Quadriga auf dem Brandenburger Tor
Im Jahre 1806 nachdem Napoleons Truppen die Preußen in der Schlacht bei Jena-Auerstedt empfindlich geschlagen hatten, raubten die Franzosen die Quadriga und transportierten sie in Kisten verpackt nach Paris. Allerdings konnten sie sich nicht lange daran erfreuen, denn nach dem Sieg der Alliierten über Napoleon, 1814, holten es die Truppen des General Blücher – noch genauso in Kisten gepackt – zurück nach Berlin. Baumeister Karl Friedrich Schinkel bekam den Auftrag, die Quadriga durch ein von Eichenlaub umkränztes eisernes Kreuz und einen preußischen Adler zu ergänzen und die Friedensbringerin Eirene in die Siegesgöttin Viktoria zu verwandeln. Das Brandenburger Tor war nun zum Denkmal für das siegreiche Ende der Befreiungskriege geworden. Übrigens: Seit dem Zurückbringen der Quadriga wird sie von den Berlinern liebevoll „Retourkutsche“ genannt.
Zum Ende des 2. Weltkrieges wurde sowohl das Brandenburger Tor als auch die Quadriga schwer beschädigt. Die Reste der Quadriga wurde im Jahre 1949 herunter genommen und nach einem vorhandenen Gipsabdruck restauriert. In dieser Zeit wurde auf dem Tor die rote Fahne gehisst. Erst nach vollständiger Restaurierung des Tores und der Figurengruppe, erstrahlte das Brandenburger Tor samt Quadriga im Jahre 1958 wieder in voller Pracht – allerdings wurde der Preußenadler und das Eiserne Kreuz als preußisch-militaristische Sinnbilder entfernt.
In der Silversternacht 1989/90 wurden bei der „Erstürmung“ des Brandenburger Tores und der Quadriga viele kleinere und größere Teile aus dem Wagen der Siegesgöttin, wie Blätter oder Zaumzeug abgebrochen und herausgerissen. Für die darauf folgende Restaurierung musste die Figurengruppe ein drittes Mal vom Tor gehoben werden. Pünktlich zur 200-Jahr-Feier prankte Victoria samt Pferden und Wagen wieder auf dem Brandenburger Tor und schaut gen Osten zum Stadtschloss. https://youtu.be/kSIMVnPA994